Wenn im April der Löwenzahn seine Blüten an langen Stengeln in die Höhe treibt, erweckt deren Anblick nicht überall Freude. Rasenpuristen ist er ein Dorn im Auge, ein Schandfleck im grünen Flor, den es energisch auszustechen gilt, damit er sich nicht mit Tausenden weißer Flugschirmchen schließlich den ganzen Garten erobert.


In der Tat wurde der Löwenzahn über viele Jahrhunderte als lästiges Unkraut angesehen und vom Volksmund verächtlich mit Namen wie "Mistfinkwurzel", „Saubleamel“ oder „Saurüssel“ bedacht. Erst durch Goethe („Morphologische Schriften“) hat der Löwenzahn eine erste Würdigung erfahren. 

Andere wiederum sehen dem frühlingshaften Treiben des Löwenzahns mit Freuden entgegen, läßt sich doch aus den gelben Blüten ein vorzügliches Gelee bereiten. Im Saarland übrigens nennt man den Löwenzahn „Bettsächer“ und verzehrt ihn dort wegen seiner harntreibenden und damit blutreinigenden Wirkung als grünen Salat.

Der Journalist und Reiseschriftsteller Günter Schmitt beschreibt dies in seinem Buch „Auf vier Pfoten und zwei Füssen – 5200 km entlang der deutschen Grenze“ wie folgt: „Im Frühling sieht man hier in der Region häufig Menschen in gebückter Haltung mit Korb und Messer über Wiesen ziehen, sie „steche Bettsäächer“ für „Bettsäächersalat“. Ich liebe die einfache Variante: Salatsoße aus klein geschnittenen Zwiebeln, Pfeffer, Salz, Essig und Öl bereiten. Winzig  klein geschnittene Dürrfleischwürfel in  einer Pfanne auslassen, bis sie goldbraun und kross sind. Anschließend heiß über den Salat geben und untermischen. Es schmeckt fantastisch.“ (1)

Hierzulande sieht man selten einen Kaninchenhalter mit Korb und Messer Löwenzahn als Futter stechen.

Man kann sich aber auch nur einfach erfreuen an diesem Frühlingsboten, welcher zu Millionen die Wiesen und Deiche mit goldgelben Matten überzieht, wie es Ende April auf dem Deichwege von Hitzacker nach Damnatz (Landkreis Lüchow-Dannenberg) zu sehen war.

 

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(1) erschienen im Gollenstein Verlag, ISBN 987-3-86390-003-8